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Rituale im Sport – Gut oder Schlecht? 

 November 1, 2020

By  Jan

Was sind überhaupt Rituale?

Eine mögliche Kurzdefinition zum Begriff Ritual lautet: „Ein Ritual ist eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit Symbolgehalt, und wird häufig von bestimmten Wortformeln und festgelegten Gesten begleitet. Ein Ritual kann religiöser oder weltlicher Art sein wie ein Gottesdienst, eine Begrüßung, eine Hochzeit oder eine Aufnahmefeier.“ (Stangl, 2020)1 Sie sind fester Bestandteil unseres Lebens. An einigen Stellen nehmen wir Sie als etwas Besonderes wahr, wie beispielsweise eine Hochzeit, ein runder Geburtstag oder ein Schulabschluss. An anderer Stelle sind sie eher unbewusst vorhanden. Da es total normal erscheint sich zu begrüßen oder beim Sport mit den Team-Mitgliedern oder Trainern abzuklatschen. Rituale im Sport, vor allem im Leistungssport, sind nicht wegzudenken. Für manche Sportler sind Sie sogar „überlebenswichtig“.

Rituale geben uns in unbekannten oder herausfordernden Situationen eine gewisse Struktur und Beständigkeit. Sie erleichtern es uns mit der aktuellen Situation besser umzugehen, da Sie uns ein Gefühl von Kontrolle, Verlässlichkeit und Geborgenheit im Leben geben.2

Ritual ≠ Gewohnheit

Rituale folgen einer ganz bestimmten Abfolge von Handlungen. Dies geschieht entweder in zeitlicher Form oder ein bestimmten Anordnung der Handlungen. Wir können bei einem Ritual von stilisierten Handlungen oder Bewegungen sprechen, die ein deutlich erkennbaren Anfang und Ende besitzen. Beispielsweise können wir dies anhand der Handlungsabfolge von Rafael Nadal verdeutlichen, wie ein Ritual aufgebaut ist. Nadal befolgt sein Ritual sehr akribisch und betritt zum Beispiel den Tennis-Court immer zuerst mit dem rechten Fuß. Außerdem sind seine Stühle immer parallel zum Spielfeld ausgerichtet und er steht erst aus seinem Stuhl auf, wenn der Gegner bereits aufgestanden ist.

Eine Gewohnheit hingegen können wir uns eher als eine Art Reiz-Stimulus-Reaktion vorstellen. Sobald uns ein ganz bestimmter Reiz „triggert“, ruft dieser eine automatisierte Verhaltensweise hervor.3 Zum Beispiel ist das generelle Sport treiben, kein Essen nach 18 Uhr oder tägliche Meditation eine Gewohnheit. Diese Aktivitäten gehören bei einigen Menschen zur täglichen Routine, sie sind wiederholbar. Für gewöhnlich geschehen sie unbewusst, was bedeutet es kostet uns Energie und Kraft eine Gewohnheit zu verändern.

Rituale im Sport

Sportler:Innen sind in Wettkämpfen in einer enormen Drucksituation. Sie stehen unter Beobachtung von Schiedsrichtern, Helfer:Innen, Coaches und dem Publikum. Hinzu kommt der eigene Anspruch an uns selbst und die Erwartung unsere Bestleistung zu zeigen. Das alles erfordert eine unheimlich hohe mentale Stärke. Mit Hilfe von Ritualen versuchen wir uns eine Gefühl der Kontrolle zu geben, die Vorhersagbarkeit in unbekannten Situationen zu erhöhen. Sie unterstützen uns dabei emotional stabiler zu sein und lassen den/die Sportler:in besser mit Stress und Anspannung umgehen. Idealerweise können Rituale uns dabei helfen unseren ideal Leistungszustand zu erreichen.4 Dieser Zustand ist nach Csikszentmihalyi (1999) der sogenannte Flow-Zustand. Er bezeichnet einen Zustand optimaler Bedingungen in dem wir uns in der Balance zwischen Herausforderung und Können befinden.5

Risiken und Gefahren von Ritualen

Wie wir gelernt haben, können uns Rituale dabei helfen in unseren Flow- oder idealen Leistungszustand zu gelangen. Rituale kommen nicht ohne ein gewisses Risiko oder potenzielle Gefahren. Eine große Gefahr ist es, wenn meine Handlungsabfolgen zum Zwang werden. Ich muss diese Abfolge genau so erledigen, ansonsten kann ich den Wettkampf nicht gewinnen. Ein Ritual darf nicht dazu führen, dass du als Athlet:in plötzlich keine gute Leistungen mehr abrufen kannst.

Rituale im Basketball mit Stephen Curry

Ein Beispiel für Rituale im Basketball gibt Stephen Curry. Er ist Profi-Basketballspieler und erklärt, welche nützlichen, albernen und teilweise sinnlosen Rituale es innerhalb der Mannschaft und bei ihm selbst gibt. Schaut euch das Video an. (Das Video hat einen Untertitel ?)

Fazit

Rituale sind bereits seit mehreren tausenden Jahren ein fester Bestandteil unser Gesellschaft. Teilweise sind sie unbewusste Handlungen, die zu unserem Leben dazu gehören. Hochzeiten, Schulabschlüsse oder Geburtstage sind Rituale, die wir in allen Gemeinschaften auffinden. Ein Ritual ist nicht gleichzusetzen mit einer Gewohnheit. Hier gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied. Routinen sind unbewusste, automatisierte Verhaltensweisen, wohingegen Rituale sehr bewusst durchgeführt werden.

Ein Ritual gibt dem/der Sportler:in eine gewisse Sicherheit, bereiten uns darauf unseren bestmöglichen Leistungszustand zu erreichen und dienen einer besseren Konzentration. Vor allem in Drucksituationen können Sie ein verlässlicher Anker sein und verleihen uns das Gefühl einer gewissen Kontrolle der Situation. Trotz des Gefühls der Kontrolle können uns Rituale hindern unseren idealen Leistungszustand zu erreichen. Beispielsweise, wenn das Ritual nicht durchführbar ist oder unvorhersehbare Dinge kurz vor dem Wettkampf geschehen. Dafür braucht es mentale Stärke und klare Handlungspläne. Hast du diese bereits?

Verwendete Quellen:
1 Stangl, W. (2020). Stichwort: ‚Ritual‘. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. https://lexikon.stangl.eu/18053/ritual/ (2020-10-31)

2 Stangl, W. (2020). Stichwort: ‚Ritual‘. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. https://lexikon.stangl.eu/18053/ritual/ (2020-10-31)

3 Definition Gewohnheit: https://de.wikipedia.org/wiki/Gewohnheit

4 Menapace, V. (2012). Rituale im Leistungssport. Diplomarbeit. https://docplayer.org/27497627-Diplomarbeit-titel-der-arbeit-rituale-im-leistungssport-verfasserin-verena-menapace-angestrebter-akademischer-grad.html

5 Csikszentmihalyi, M. & Jackson, A. (1999). Flow im Sport – Der Schlüssel zur optimalen Erfahrung und Leistung. BLV Verlagsgesellschaft mbH. München


Tags

Gewohnheiten, Leistungssport, Rituale, Sicherheit, Vertrauen


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